Zen-Meditation

Offener Meditationsabend

Immer mittwochabends sind Sie herzlich eingeladen mit uns gemeinsam Zazen zu praktizieren. Wir sitzen zwei Perioden à 45 Minuten mit einer langsamen Gehmeditaion (Kinhin) dazwischen.

18:15 Uhr Einführung für Anfänger
19:00-19:45 Uhr Zazen
19:45-20:00 Uhr Kinhin
20:00-20:45 Uhr Zazen

Ort: Le Petit Zendo (Frankreich)
Bitte 10 Minuten vor Beginn da sein.

Teilnahme kostenlos. Individuelle Einführung möglich.
Vor der ersten Teilnahme bitten wir um Anmeldung über unser Kontaktformular.
Termine: Immer mittwochs 19:00-20.45 Uhr.

Was ist Zazen ?
Meditation kennenlernen

Der Begriff „Meditation“ ist eigentlich ein westlicher Begriff. Im Zen wird dafür das Wort „Zazen“ verwendet. „Za“ bedeutet „Sitzen“. Zazen bedeutet also „Zen im Sitzen“. „Zen“ stammt ursprünglich von dem Sanskritwort „Dhyan“ ab und hat sich etymologisch in China zuerst zu „Chan“ und in Japan später zu „Zen“ gewandelt. Die Bedeutung des Wortes „Zazen“ ist allerdings nicht einfach zu beschreiben. Begriffe wie „Konzentration“ oder „Meditation“ sind eher ungeeignet, weil sie implizieren, dass sich der Geist auf ein Objekt konzentriert. Zazen ist weder Kontemplation noch Konzentration. Es gibt keine Vorstellung, kein Objekt, über das man meditiert. Zazen ist nicht zielgerichtet, es ist ohne Zweck. Das Bewusstsein in Zazen ist weit und offen und nicht in irgendeiner Weise fokussiert. Es ist kein Grübeln und kein Herumwandern um Begriffe oder Phantasien, sondern Beobachten und Loslassen.

Heute gibt es zwar keinen Mangel mehr an Informationen über Zen, aber Zen lässt sich nicht verstehen, wenn man nur Informationen sammelt. Eine Kernqualität des Zen ist die direkte Erfahrung. Ein tieferes Verständnis entsteht durch die Praxis des Zazen. Zazen bedeutet, sich des Films bewusst zu werden, der auf der Leinwand unseres Geistes abläuft und die Gedanken kommen und gehen zu sehen, ohne sie zu beurteilen oder zu fixieren. Zazen ist Sein. Im Hier und Jetzt. Den gegenwärtigen Moment erfahren wir aber erst, wenn unser Bewusstsein frei von Gedanken- und Identifikationsprozessen ist. Es geht dabei nicht um das Erreichen eines Ziels, sondern um den Zustand des Wachseins, der dann seine eigene Bedeutung hat.

Zazen hat nichts mit Können und Wissen zu tun, auch nichts mit richtig und falsch, besser und schlechter. Auch nichts mit metaphysischen Spekulationen oder spektakulären Erfahrungen, nichts mit Mystifizierung oder Esoterik. Zazen ist auch keine autohypnotische Technik und hat nichts mit irgendwelchen Visualisierungen zu tun. Zen beschäftigt sich weder mit Ideen noch mit Spekulationen und liefert keine vorgefertigten Antworten. Zen ist keine Lehre, keine Philosophie oder ein moralisches System und hat auch nichts mit Realitätsflucht, Idealisierung oder Fanatismus zu tun und es ist auch kein Allheilmittel.
.

Immer wieder in den Raum der Stille zurückkehren zu können, ist für uns Menschen, gerade im heutigen schnellen, digitalisierten und komplizierten Leben, sehr kostbar. Normalerweise begegnen wir nicht dem, was wirklich ist, sondern unseren Gedanken, Bewertungen, Erinnerungen und Vorstellungen.

Wenn zu viele Gedanken die Wahrnehmung vernebeln, verlieren wir nicht nur den Kontakt zu uns selbst, sondern auch Mitgefühl und Menschlichkeit. Zazen ist ein direktes Schauen in die Natur des eigenen Seins. Wenn sich Gedanken und Emotionen beruhigen, beginnen wir, uns an unsere eigene Natur zu erinnern. Wie ungestörtes Wasser kehrt unser Bewusstsein in seinen natürlichen Zustand zurück.

Zazen ist Stille, Stabilität und Offenheit. Der Körper ist wie ein Berg, der Geist ist wie der Himmel. Mit wacher Präsenz, dieser Moment selbst sein. Unser Gehirn bildet und speichert ständig emotionale, konzeptionelle und grafische Muster und interpretiert sie. Alle Interpretationen sind der Versuch, die Zukunft aus der Vergangenheit abzuleiten. Auf diese Weise verpassen wir aber die direkte Wahrnehmung der Welt. Zazen bedeutet tief in Stille einzutauchen, Körper und Geist sich erholen und zur Ruhe kommen lassen. In der Stille wirkt die Weisheit des Lebens und läßt uns tiefer sehen und verstehen. Zazen ist eine Rückkehr zur Quelle, ein Vertrautwerden mit sich selbst, unserer wahren Natur.

Anleitung für Zazen

Zazen kann allein oder in einer Gruppe praktiziert werden. In einem ruhigen Raum wählt man einen Platz, an dem man sich wohlfühlt und während des Sitzens still bleiben kann. Zazen ist keine Flucht vor der Welt. Man darf keine Trennung zwischen sich und der Welt schaffen und es ist nicht notwendig, nach einer perfekten äußeren Situation zu suchen.

Vor dem Sitzen

Bevor man mit dem Sitzen beginnt, ist es gut, sich durch Dehnen oder andere Körperübungen zu entspannen. Die Kleidung sollte locker sein, damit man frei atmen kann. Als Anfänger sollte man sich nicht abmühen, unangenehm lange zu sitzen. Es ist gut, mit einer halben Stunde zu beginnen und die Zeit des Sitzens intuitiv zu verlängern.

Die Haltung

Normalerweise sitzt man im halben Lotussitz auf einem Kissen, das einer neutralen Wand zugewandt ist oder nach vorne in einen offenen Raum blickt. Ein mit Kapok oder Buchweizen gefülltes Zafu-Kissen hat die richtige Härte, so dass man weder einsinkt noch unangenehm hart sitzt. Als Ersatz kann man auch eine gefaltete Decke zum Sitzen verwenden. Eine Decke oder ein weicher Teppich auf dem Boden bietet zusätzlichen Komfort und Schutz vor Kälte. Der Körper ist aufgerichtet, wobei die Knie den Boden berühren, damit die Wirbelsäule bequem in einer vertikalen Position steht. Man setzt sich auf den vorderen Teil des Kissens und kreuzt die Beine. Im vollen Lotussitz wird der linke Fuß auf den rechten Oberschenkel und der rechte Fuß auf den linken Oberschenkel gestellt. Da wir im Westen jedoch nicht daran gewöhnt sind, so zu sitzen, wird als einfachere Alternative der halbe Lotussitz empfohlen. Bei dieser Haltung wird nur der rechte Fuß auf den linken Oberschenkel gestellt. Wenn man richtig aufrecht sitzt, sollten beide Knie den Boden berühren. Es ist wichtig zu erkennen, dass man sich in keiner Weise quälen muss! Die Form dient nur dazu, dass man frei sitzen kann. Askese oder andere Ideale haben nichts mit Zen zu tun. Wenn der halbe Lotussitz nicht möglich ist, kann man die Beine kreuzen, ohne einen Fuß auf den anderen zu setzen. Wenn auch das nicht möglich ist, kann man sich auf eine Meditationsbank setzen oder auf einem Kissen kniend sitzen. Wer nicht in der Lage ist, auf dem Boden zu sitzen, kann sich während der Meditation auf einen Stuhl setzen.

Letztlich sollte man sich bei der Suche nach der richtigen Sitzhaltung vom Vertrauen in die eigenen Sinne leiten lassen. Wenn der Körper im Gleichgewicht ist, trägt er sich selbst und man ist in der Lage, ruhig zu sitzen, und es gibt keinen Grund, irgendetwas zu tun, weder äußerlich noch innerlich. Es ist wichtig, sich nirgends anzulehnen und eine entspannte und belastungsfreie Haltung zu finden. Der Rücken ist natürlich gehalten und die Schultern sind entspannt. Die Arme fallen leicht und frei, ein wenig vom Körper weg. Der Kopf wird aufrecht gehalten, das Kinn sitzt entspannt und ein wenig nach hinten. Die Hände ruhen unterhalb des Nabels, wobei die eine Hand in der anderen Hand ruht, so dass die Mittelgelenke der Finger übereinander liegen. Die Daumen berühren sich leicht und der Blick ist weich und etwa einen Meter vor einem zum Boden gerichtet. Die halbgeschlossenen Augen schauen auf nichts Bestimmtes, auch wenn man intuitiv alles sieht! Der Blick geht nach innen.

Der Atem

Der Atem wird nicht manipuliert. Wenn man richtig sitzt, geschieht die Atmung auf natürliche Weise von selbst. Nach kurzer Zeit stellt sich ein natürlicher Rhythmus ein, der Körperschwerpunkt verlagert sich nach unten und der Atem fließt sanft von selbst. Nach dem tiefen Ausatmen folgt das Einatmen ganz natürlich.

Der Geist

Zazen bedeutet, die Realität der eigenen Existenz zu sehen, ohne sie zu interpretieren. Die Wahrnehmung ist direkt. Man sitzt einfach und das ist alles. Da ist keine Kontrolle, keine Anstrengung, keine Richtung – nur Wachheit, die ganz natürlich entsteht. Waches Schauen, das alles einschließt. Auch die Gedanken, die kommen und gehen. Weder versucht man, die Gedanken festzuhalten, noch unterdrückt man sie. Obwohl sie anwesend sind, ist man frei von ihnen. Der Geist fließt frei, ohne sich an etwas festzuhalten. Die Reise ist völlig offen. Erleichtert und offen tritt man mit seinem ganzen Wesen ein, ohne Energie zu verschwenden. Hier gibt es keine Arbeit zu tun, kein richtig oder falsch, keine Verwirrung. Ohne Vorstellungen von Raum und Zeit ist man hier und jetzt. Man ist frei und gleichzeitig von allem abhängig.

Kinhin (Gehmeditation)

Zur Entlastung und Entspannung der Beine, wird zwischen den Zazen-Perioden Kinhin praktiziert. Kinhin ist eine sehr langsame Gehmeditation. Nach dem Ende einer Zazenperiode steht man auf und lockert das Sitzkissen wieder. Man dreht sich in Gehrichtung. Die rechte Hand umschließt leicht den Daumen, ist nach unten gerichtet und ruht auf der Höhe des Solar Plexus. Die linke Hand legt sich darüber, die Unterarme werden waagerecht gehalten, die Schultern sind entspannt. Die Körper ist aufgerichtet, der Blick ruht vor sich auf dem Boden. Mit dem Einatmen den Fuß heben und mit dem Ausatmen mit einem halben Schritt wieder aufsetzen. Man geht sehr langsam und in natürlicher Weise. Es ist Zazen in Bewegung.

Zen im Alltag

Der erste Schritt ist, sich an die eigene Natur zu erinnern und darin zu verwurzeln. Wenn man fähig wird, Gedanken und Gefühle im Alltag zu beobachten, wird man unabhängig von der Form des Sitzens. Ohne nach Dingen zu jagen, nimmt man aktiv am täglichen Leben teil. Aus der Polarität zwischen Stille und Aktion erscheinen Kontraste und Widersprüche in einem neuen Licht. Daraus erwächst eine Einsicht in die gegenseitige Abhängigkeit aller Erscheinungen, Mitgefühl, eine Intelligenz des Herzens und eine große Freiheit.

Ein Mönch besuchte Gensha und fragte, wie man zur Wirklichkeit kommt.
Gensha fragte: „Hörst du das Murmeln des Baches?“
„Ich höre es“, sagte der Mönch.
Gensha sagte: „Das ist eine Möglichkeit, anzukommen.“